Schriftliche Frage und in der Woche vom 19.08.2019 eingegangene Antwort:
Abgeordneter Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)
Wie hoch ist aktuell die Zahl der Bezieherinnen und Bezieher von Kurzarbeitergeld im Vergleich zum Vorjahr, und in welchen drei Branchen wird das Kurzarbeitergeld am meisten in Anspruch genommen (bitte bei diesen drei Branchen jeweils den aktuellen Wert sowie den Vorjahresvergleich benennen)?
Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin Anette Kramme vom 22. August 2019
Nach aktuellen Hochrechnungen der Statistik der Bundesagentur für Arbeit lag die Zahl der Bezieher von Kurzarbeitergeld nach § 96 Drittes Buch Sozialgesetzbuch (SGB III) im Mai 2019 bei rund 41 000 nach 12 000 im Vorjahresmonat. Unter statistik.arbeitsagentur.de werden unter dem Menüpunkt „Statistik nach Themen – Leistungen SGB III – Kurzarbeitergeld“ alle erfragten Daten veröffentlicht. Die meisten Bezieher von Kurzarbeitergeld nach § 96 SGB III gab es nach hochgerechneten Werten im April 2019 in den Branchen des verarbeitenden Gewerbes (35 000; April 2018: 6 600), Baugewerbe (2 000; April 2018: 900) und Verkehr und Lagerei (1 500; April 2018: 200).
Protokoll der schriftlichen Fragen mit Antworten der Kalenderwoche 34/2019: http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/126/1912640.pdf
Dazu veröffentlichte Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Sprecher für Arbeitsmarktpolitik folgendes Statement:
Der starke Anstieg der Kurzarbeit ist ein Indikator dafür, dass sich die Konjunktur abschwächt. Deswegen ist es richtig, jetzt Vorsorge zu betreiben. Noch wichtiger als die kurzfristigen konjunkturellen Probleme sind allerdings die mittelfristigen strukturellen Herausforderungen, die vor uns stehen. Der notwendige ökologische Wandel und die Digitalisierung erfordern grundlegendere Reformen am Arbeitsmarkt. Die Prävention angesichts der Konjunktur muss deswegen mit Maßnahmen verknüpft werden, die dafür sorgen, dass die Menschen besser für die Herausforderungen des Arbeitsmarktes der Zukunft gewappnet sind. Scheinbar hat dies auch die Bundesregierung erkannt. Die Vorschläge von Arbeitsminister Heil greifen aber viel zu kurz.
Der richtige Weg ist die Schaffung einer Arbeitsversicherung und die Einführung eines Rechts auf Weiterbildung für alle, das mit einer angemessenen sozialen Absicherung verknüpft ist. Die Menschen sollen sich motiviert fühlen, wenn sie sich auf die neuen Tätigkeiten und Jobs durch Qualifizierung vorbereiten. Existenzsorgen dürfen die Menschen mit geringen beruflichen Qualifikationen und niedrigen Gehältern nicht länger davon abhalten, neue Chancen zu ergreifen.
Die ersten Anzeichen einer wirtschaftlichen Konjunkturschwäche sind kein Grund zur Panik. Vielmehr kann und sollte die Situation genutzt werden, um durch eine kluge Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik die Weichen für die Zukunft zu stellen.
Die Stellungnahme wurde am 28.08.2019 in den Medien aufgenommen:
Die Stellungnahme bei der AFP wurde von verschiedenen Medien aufgegriffen:
Tagesschau: Zahl der Kurzarbeiter stark gestiegen
Deutschlandfunk: Zahl der Kurzarbeiter hat sich seit Mai 2018 verdreifacht
Welt: Zahl der Kurzarbeiter binnen eines Jahres stark gestiegen
Neues Deutschland: Zahl der Kurzarbeiter binnen eines Jahres stark gestiegen
FAZ: Bundesbürger trotz Konjunkturflaute in Kauflaune
Welt-online: Das Ende des Jobbooms