Offener Brief an Ryanair zum Umgang mit den Beschäftigten

Sehr geehrter Herr O’Leary,

Ryanair ist eine Airline ohne Interessensvertretung und Tarifvertrag. Das lassen sich die Beschäftigten zu Recht nicht mehr bieten, denn die Grundsätze der Unternehmensführung zeigen weder Anerkennung noch Wertschätzung gegenüber den Beschäftigten. Aber genau das haben die Menschen, die tagtäglich für Ihre Airline arbeiten, verdient.

International gelten die Kernarbeitsnormen der ILO. In Deutschland und der gesamten Europäischen Union haben Beschäftigte das Recht, sich in Gewerkschaften oder in Betriebsräten zu organisieren. Außerdem sorgt Artikel 9, Absatz 3 des deutschen Grundgesetzes für eine geregelte Tarifautonomie. Die Sozialpartnerschaft ist ein Grundpfeiler unserer Demokratie. Streik ist bei uns ein integraler Bestandteil der Rechts- und Wirtschaftsordnung. Diese Wirtschaftsordnung gilt im Übrigen für alle Unternehmen, die auf deutschem Boden ihre Geschäfte betreiben.

Einschüchterungsversuche sind fehl am Platz. Auch Strafaktionen passen nicht zu einem Unternehmen, das modern sein will, sondern sind Ausdruck eines Führungsstils, um sich auf Kosten der Beschäftigten auf dem Markt zu positionieren. Es ist auch skandalös, dass Ryanair - als Antwort auf die Streiks - die Station in Bremen schließen und im nordrhein-westfälischen Weeze zwei von fünf Flugzeugen abziehen wird. Damit sind die Arbeitsplätze von Beschäftigten gefährdet, die zu Recht um bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Diese Form der Auseinandersetzung ist nicht akzeptabel und diese Konflikte machen sich mittlerweile auch bei den Börsenkursen Ihres Unternehmens bemerkbar.

Wir gehen davon aus, dass ein Unternehmen langfristig nur gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erfolgreich sein kann. Daher unterstützen wir die Forderung der Gewerkschaft ver.di und appellieren an Sie, den bisherigen Kurs der Airline zu ändern. Beenden Sie die gewerkschaftsfeindliche Geschäftspolitik und verankern Sie endlich eine zeitgemäße Sozialpartnerschaft in den Grundsätzen der Unternehmensführung von Ryanair. 

Wir unterstützen auch ausdrücklich, dass die deutschlandweiten ver.di-Mitglieder beim Kabinenpersonal eine Tarifkommission gebildet haben und appellieren an Sie: Nehmen Sie die Schließung des Standorts Bremen und die Pläne zur Verlegung der Flugzeuge zurück. Treten Sie in den Dialog ein und verhandeln Sie endlich einen angemessenen und fairen Tarifvertrag!

Mit freundlichen Grüßen

Oliver Krischer MdB und Beate Müller-Gemmeke MdB

 

Weitere Unterzeichner*innen aus der Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen:

Annalena Baerbock, MdB

Dr. Anton Hofreiter, MdB

Markus Tressel, MdB

Kerstin Andreae, MdB

Lisa Badum, MdB

Ekin Deligöz, MdB

Katja Dörner, MdB

Harald Ebner, MdB

Matthias Gastel, MdB

Stefan Gelbhaar, MdB

Kai Gehring, MdB

Anja Hajduk, MdB

Britta Haßelmann, MdB

Dieter Janecek, MdB

Uwe Kekeritz, MdB

Sven-Christian Kindler, MdB

Christian Kühn, MdB

Stephan Kühn, MdB

Markus Kurth, MdB

Sven Lehmann, MdB

Claudia Müller, MdB

Ingrid Nestle, MdB

Friedrich Ostendorff, MdB

Lisa Paus, MdB

Filiz Polat, MdB

Tabea Rösner, MdB

Dr. Manuela Rottmann, MdB

Ulle Schauws, MdB

Gerhard Schick, MdB

Stefan Schmidt, MdB

Margit Stumpp, MdB

Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, MdB

Dr. Julia Verlinden, MdB

Daniela Wagner, MdB

 

Hier geht es zur PDF-Version des offenen Briefs.