Veranstaltungsbericht

Rechtsnationale Mitgliedstaaten, außenpolitische Krisen und ein Erstarken links- und rechtspopulistischer Bewegungen - sechzig Jahre nach Unterzeichnung der Römischen Verträge steht Europa an einem Scheideweg.

Wie dieser Weckruf an das liberale Europa zu verstehen ist und welche Konsequenzen sich daraus ergeben, diskutierten Expertinnen und Experten auf unserer internationalen Konferenz “Weiter mit Europa!” am 21. März in Berlin.

In einem sind sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer an diesem Tag einig: Ein Überdenken der Architektur und Politik der Europäischen Union ist dringend notwendig. Sicherheit nach außen und innen, Klimaschutz und Energie, Modernisierung europäischer Verkehrsnetze, nachhaltiges Wachstum und eine gemeinsame Migrations- und Flüchtlingspolitik könnten die Grundlage einer neuen europäischen Agenda sein.Doch welcher Weg dafür ist der richtige? Ist einer der fünf Szenarien für ein zukünftiges Europa, die von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker kürzlich zur Diskussion gestellt wurden, der richtige Weg, um die EU an diese Bedürfnisse ihrer Bürger anzupassen?Shada Islam, Director of Policy bei Friends of Europe, sieht für die Zukunft der EU eine der wichtigsten Aufgaben darin, die Minderheitenrechte hoch zu halten. Diese sind ein wesentlicher Bestandteil für die Integration des europäischen Projekts. Gerade wenn man wie sie aus einer anderen Weltregion komme, in ihrem Fall aus einer Grenzregion Indiens und Pakistans, wisse man die Errungenschaften der EU in diesem Bereich sehr zu schätzen.Ska Keller, Vorsitzende von Die Grünen/Freie Europäische Allianz im Europäischen Parlament, warnt hingegen vor einem „Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten“. Bevor über die Instrumente einer europäischen Reform gesprochen wird, muss klar sein, wohin Europa überhaupt geht. Wenn Europa seine Legitimität und Handlungsfähigkeit erhalten wolle, dürfe niemand in diesem Prozess zurückgelassen werden.Um den europäischen Gedanken langfristig im Sinne einer liberalen Demokratie zu stärken, dürfen wir die Bildung der Bevölkerung hin zu europäischen Bürgerinnen und Bürgern nicht aus den Augen verlieren, mahnt Ondřej Liška, Leiter des Ashoka CEE Teams in Wien und ehemaliger tschechischer Jugend- und Bildungsminister. Denn nur so könne man das europäische Projekt auch in die Zukunft tragen.Der Konsens am Ende der Konferenz ist eindeutig: Auf alle Fälle weiter mit Europa! Europa ist ein Erfolgsmodell der liberalen Demokratie und muss es auch bleiben. Europa kann Versprechen einlösen. Das haben mehr als 60 Jahre Frieden und Freiheit in Europa bewiesen. Diese Errungenschaften nicht als selbstverständlich zu halten – dafür zu kämpfen und einzustehen, ist heute das Gebot der Stunde.

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Diskussionsgäste waren an diesem Tag:

Stefan Lehne, Visiting Scholar, Carnegie Europe, Brussels
Yves Bertoncini, Director, Jacques Delors Institute, Paris
Krzysztof Blusz, Vice-President, WiseEuropa, Warsaw
Reinhard Bütikofer, MEP, Chair, European Green Party, Brussels
Christine Pütz, Head of the EU Department, Heinrich Böll Foundation, Berlin

Cinzia Alcidi, Head of Economic Policy Unit, Centre for European Policy Studies (CEPS), Brussels
Arnaud Lechevalier, Maître de Conférences, Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne and Associated Researcher at Centre March Bloch, Paris
Ondřej Liška, Czech Republic Country Director, Ashoka Austria, Vienna
Annamaria Simonazzi, Professor of Economics, Sapienza University, Rome
Wolfgang Strengmann-Kuhn, German MP, Alliance 90/The Greens, Berlin
Anna Cavazzini, Spokesperson BAG Europa, Alliance 90/The Greens, Berlin

Ulrich Speck, Senior Research Fellow, Elcano Royal Institute’s Office, Brussels
Catherine Hoeffler, Maîtresse de Conferences, ESPOL, Lille Catholic University, Lille
Francisco de Borja Lasheras, Head of ECFR Madrid Office and Policy Fellow, European
Council on Foreign Relations (ECFR), Madrid
Omid Nouripour, German MP, Alliance 90/The Greens, Berlin
Wojciech Przybylski, Editor-in-Chief, Visegrad Insight, Warsaw
Jana Puglierin, Head of Program, Alfred von Oppenheim Center for European Policy Studies, German Council on Foreign Relations, Berlin
Sergey Lagodinsky, Head of the European Union/North America Department, Heinrich Böll Foundation, Berlin

Nick Mabey, Chief Executive and Co-Founding Director E3G, Third Generation Environmentalism, London
Annalena Baerbock, German MP, Alliance 90/The Greens, Berlin
Nikos Chrysogelos, President, Wind of Renewal, Athens
Severin Fischer, Senior Researcher, Center for Security Studies, Zurich
Krzysztof M. Księżopolski, President, Institute for Security, Energy and Climate Studies and Associate Professor, Warsaw School of Economics, Warsaw
Andreas Rüdinger, Associate Researcher, Institute for Sustainable Development and International Relations, Paris
Camilla Bausch, Director, Ecologic Institute Berlin, Berlin

Jan Schneider, Head of Research Unit, Expert Council of German Foundations on Integration and Migration, Berlin 
Luise Amtsberg, German MP, Alliance 90/The Greens, Berlin 
Dia Anagnostou, Assistant Professor of Politics and Research Fellow, Hellenic Foundation for European and Foreign Policy, Athens
François Gemenne, Associate Expert, CERI, SciencesPo, Paris
Giulia Laganà, Senior Policy Analyst, Open Society European Policy Institute, Brussels
Zuzana Števulová, Chair, Human Rights League

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Der Konferenz "Weiter mit Europa! Die Krise der liberalen Demokratie und die Zukunft der EU" am 20. März 2017 : Wie kann Europa wieder zu einem Erfolgsmodell werden?  

·        Alle Video-Mitschnitte der Konferenz auf Deutsch und Englisch