Deutschland ist ein wohlhabendes Land - aber auch von großer Ungleichheit geprägt. Macht, Geld und Chancen sind ungleich verteilt. Konkrete Schritte zur Bekämpfung von Armut und Ungleichheit, für gute Bildungschancen und mehr politische Beteiligung diskutierten wir mit 130 Gästen im Bundestag am 19. Mai 2017 und gingen mit Fachleuten den Ursachen und Folgen der materiellen Ungleichheit und der ungleichen Chancen auf Bildung, Gesundheit und demokratische Beteiligung nach.

PANEL I: ARMUT BEKÄMPFEN, GUTE LÖHNE ERMÖGLICHEN

Seit Jahren gibt es in Deutschland einen Trend zuzunehmender Ungleichheit der Verteilung von Einkommen und Vermögen. Dieses Thema war Gegenstand des ersten Panels. 

Dr. Reinhard Bispinck von der Hans-Böckler-Stiftung wies daraufhin, dass die Lohnspreizung infolge der Agenda 2010 eine der wichtigen Ursachen dafür war. Das Entstehen eines breiten Niedriglohnsektors hat die Löhne in diesem Bereich gesenkt. Hier gelte es anzusetzen, wenn man die Situation eindämmen wolle, indem man Fehlentwicklungen korrigiert und das Tarifsystem wieder stärkt.

Die Autorin Julia Friedrich setzt sich seit Jahren mit der Elite auseinander. Sie sagte, dass im Prinzip die gleichen Mechanismen unten wie oben wirken. Während die Eliten ihre Position durch ererbten Reichtum und Bildungsprivilegien absichere, vererbe sich auch die Armut durch das Fehlen dieser Dinge. Eine wichtige Rolle misst sie dabei den Bildungsinstitutionen bei, die darin versagen Kinder unterschiedlicher sozialer Herkunft auf ein zumindest ähnliches Niveau zu bringen.

Dr. Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) machte deutlich, dass die Ungleichheit trotz der guten Arbeitsmarktlage auf einem hohen Niveau verharre. Vor allem aber bereite es ihm Sorgen, dass auch die soziale Mobilität ständig abnehme und das Versprechen von Chancengerechtigkeit damit immer weniger eingelöst wird. Auch er betonte dabei die Rolle der Bildung auch für die Vermögensungleichheit. Nur Menschen mit einem ausreichenden Einkommen seien in der Lage überhaupt an Sparen und Vermögensbildung zu denken.

In der anschließenden Diskussion wurden verschiedene Lösungen diskutiert. Es wurde deutlich, dass für inklusivere Bildung eben auch einen bessere Ausstattung vonnöten ist. Lisa Paus MdB, Sprecherin für Steuerpolitik, wies darauf hin, dass dafür auch ein größerer finanzieller Beitrag der Vermögenden in Form einer Vermögensteuer notwendig sei. Wolfgang Strengmann-Kuhn MdB, Sprecher für Sozialpolitik, machte deutlich, dass es konkrete Maßnahmen gegen den Anstieg der Armut bei Kindern, alten Menschen und Erwerbstätigen mit zu geringem Einkommen bedürfe. Armutsbekämpfung sei die erste Voraussetzung für eine Gesellschaft an der alle selbstbestimmt teilhaben können.

Den gesamten Veranstaltungsbericht gibt es hier: https://www.gruene-bundestag.de/themen/soziales/macht-geld-chancen-zusammenhalten-gegen-ungleichheit.html