Pressemitteilung | 29.06.2018

Zu viele Kurzzeitarbeitslose werden zum Jobcenter und in Hartz IV durchgereicht

Quelle: Pixabay.com Lizenz: CC0

Anlässlich der heute von der Bundesagentur für Arbeit (BA) veröffentlichten Arbeitsmarktzahlen für den Monat Juni erklärt Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, Sprecher für Arbeitsmarktpolitik:

Es ist ein grundlegendes Problem, dass immer mehr Kurzzeitarbeitslose zu den Jobcentern durchgereicht werden und bei Hartz IV landen, statt Arbeitslosengeld I zu erhalten. Nach der offiziellen Statistik gab es im Juni 2,27 Millionen Arbeitslose. Davon sind 1,46 Millionen Menschen kurzzeitarbeitslos. Von diesen erhielten allerdings nur 651.000 Menschen (44,65%), also weniger als die Hälfte Arbeitslosengeld I. Das ist ein nicht tragbarer Zustand.

Die sozialen Sicherungssysteme müssen mit dem Wandel der Arbeitswelt und steigenden Flexibilitätsansprüchen zulasten von Arbeitnehmern Schritt halten, daher muss der Zugang zum Arbeitslosengeld I dringend verbessert werden. Damit Arbeitnehmer nicht die Leidtragenden der strukturellen Veränderung des Arbeitsmarktes sind, müssen Beschäftigte bereits nach 4 Monaten statt bisher 12 Monaten Beitragszahlung einen Anspruch auf Arbeitslosengeld I erhalten. Wenn immer mehr Kurzzeitarbeitslose direkt zu den Jobcentern durchgereicht werden, führt das dort zu Mehrbelastungen und erschwert, dass die Jobcenter ihrer eigentlichen Aufgabe nämlich der Vermittlung und Unterstützung von Langzeitarbeitslosen gerecht werden.

Die Arbeitslosenversicherung muss gerechter werden und für weitere Personenkreise geöffnet werden. Dadurch würde auch die heutige finanzielle Schieflage zwischen der Bundesagentur für Arbeit, die hohe Überschüsse hat, und den Jobcentern, die unter einer mangelnden finanziellen Ausstattung leiden, verringert.